Ludwigsfelde. "Wir müssen die jungen Menschen da abholen, wo sie sind", sagte Bürgermeister Frank Gerhard (SPD) und spielte auf das sportliche Interesse der meisten Jugendlichen an. So gab es Staffelläufe, Torwandschießen, Fußball und BMX-Fahren. Das ließe sich gut verbinden mit der Neugier auf wegweisende berufliche Perspektiven, sagten anwesende Lehrer.
So eilten etwa 600 Schüler am Freitag zu den Informationsständen von dreiundzwanzig Firmen ‒ den Orientierungsplan in den Händen, auf dem die Besuchsbestätigung quittiert werden musste. "Leider müssen wir auch zu den Ständen, die uns nicht interessieren", beklagte Niklas Walsleben aus Genshagen. Ob bei Mercedes Ludwigsfelde, MTU, ZAL, der Kreishandwerkerschaft, Polizei oder der Agentur für Arbeit ‒ es ging meistens flott voran. Die 15-jährige Michelle Uster aus Siethen gehörte zu den vielen, die bereits wissen, wie ihr Beruf mal aussehen soll. Sie werde in einem BMW-Autohaus im Büro und im Verkauf arbeiten, meinte sie. Laura Pfeiffer, Freundin an ihrer Seite, wird vielleicht Flugbegleiterin. Dass so ein Tag dennoch gut für Gespräche ist und sich manch einer trotz fester Vorstellungen noch gern informiert, erklärten Jamie-Lee Mahn und Tina Isabell Widera von der Gottlieb-Daimler-Oberschule. Die beiden 15-Jährigen standen am Stand der Fiege Logistik Stiftung & Co. KG, Niederlassung Rangsdorf, und ließen sich vom Ausbildungsbeauftragten Andreas Becker die Arbeitsmöglichkeiten in der Firma aufzeigen. Bei Fiege hat auch der aus Angola kommende Afonso Mussango gelernt. In drei Jahren hat er seinen Abschluss als Fachkraft für Lagerwirtschaft gemacht und ist von der Firma übernommen worden.
Am Stand nebenan bedauerte Christian Schmitt, Vorsitzender vom Gewerbeverband Trebbin, dass Trebbiner Schüler sich überall bewerben, nur nicht in der eigenen Stadt. Deshalb wurde
vor zwei Jahren die Initiative "Ausbildung in Trebbin" gegründet. Bürgermeister Thomas Berger (CDU) versprach, die Rahmenbedingungen für finanzierbaren Wohnraum für Jugendliche zu
schaffen: "Wir wollen ein attraktiver Standort bleiben." In vielen Bereichen gibt es nicht genügend Bewerber für bestimmte Berufe, ja nicht mal Anfragen, und darunter leiden
renommierte Ausbildungsbetriebe. Vor eineinhalb Jahren habe man deshalb ein Ausbildungsnetzwerk geschaffen, erklärte Silvia Fuchs vom Kreisbauernverband. "Landwirt ist ein vielseitiger
und anspruchsvoller Beruf", sagte sie den Schülern, von denen die meisten nur einen kurzen Stopp einlegten. Rainer Rostock, Lehrer für WAT und PB vom Marie-Curie-Gymnasium, befand: "Es
war für die Schüler ein guter Tag."
Von Gudrun Ott